Kurze Biografie zu Otto Nagel
Otto Nagel (1894–1967)
Geburt & Herkunft
Otto Nagel wurde am 27. September 1894 im Berliner Stadtteil Wedding geboren, als Sohn eines sozialdemokratisch engagierten Tischlers und dessen Ehefrau.
Frühe Jahre & politisches Engagement
Nach einer abgebrochenen Lehre als Glasmaler arbeitete er als Transportarbeiter und wurde früh politisch aktiv. Bereits 1912 trat er in die SPD ein, später in die USPD (1917) und 1919 in die KPD. Während des Ersten Weltkriegs verweigerte er den Kriegsdienst und wurde inhaftiert.
Künstlerischer Werdegang
Seine ersten Pastelle und Ölgemälde entstanden ab 1919 unter dem Einfluss von August Macke. Er war gut vernetzt mit Künstlern wie Käthe Kollwitz, Heinrich Zille und Hans Baluschek.
In den 1920er Jahren engagierte er sich in der Internationalen Arbeiterhilfe und in der Roten Gruppe Berlin und organisierte Ausstellungen in Moskau und Leningrad.
Als Herausgeber der Satirezeitschrift „Eulenspiegel“ (1928–1931) gestaltete er maßgeblich deren Blattgestaltung.
Verfolgung und Schaffenspause unter dem NS-Regime
1933 wurden seine Werke als „entartet“ gebrandmarkt, öffentlich ausgestellt und vernichtet. Er selbst wurde mehrfach verhaftet, unter anderem im KZ Sachsenhausen 1936/37. Nach seiner Freilassung war ihm die künstlerische Tätigkeit im Atelier verboten – er lebte fortan als Straßenmaler in Berlin.
Nachkriegszeit & Amtsträger in der DDR
Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Mitbegründer des Kulturbundes und trat der SED bei. Er war Mitglied in Beratenden Versammlungen und Volkskammer. Von 1950 bis 1952 leitete er den Verband Bildender Künstler der DDR; von 1956 bis 1962 war er Präsident der Akademie der Künste der DDR.
Ehrungen & Späte Jahre
Im Laufe seines Lebens erhielt er mehrere Auszeichnungen: den Nationalpreis der DDR (1950), den Goethepreis von Berlin (1957), die Johannes-R.-Becher-Medaille (1961) sowie den Vaterländischen Verdienstorden in Gold (1964). 1967 wurde ihm posthum der Käthe-Kollwitz-Preis verliehen.
Er starb am 12. Juli 1967 in Berlin-Biesdorf und wurde auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt. Sein Ehrengrab ist bis heute erhalten.
Institutionen & Straßennamen
In Berlin und weiteren Städten gibt es diverse Einrichtungen und Straßen, die nach ihm benannt sind – u.a. das Otto‑Nagel‑Gymnasium in Biesdorf, eine Otto‑Nagel‑Straße sowie ehemalige Otto‑Nagel‑Häuser.
Künstlerischer Stil & Wirkung
Nagels Kunst ist tief in der Arbeiterkultur Berlins verwurzelt. Er malte Hinterhöfe, Straßenszenen und Menschen aus seinem Umfeld – stets mit sozialkritischem Blick. Sein Werk wird häufig mit dem sozialistischen Realismus assoziiert und begründete in der DDR eine Epoche der proletarischen Kunst.